Wo Auberginen wachsen und Kapuzinerblumen blühen

Wo Auberginen wachsen und Kapuzinerblumen blühen

Das Interesse an einem Hochbeet-Gärtchen im Innenhof ist gross. Die Gruppe Urban Gardening ist die drittgrösste im Himmelrich 3. Aber lässt sich der Traum auch realisieren?

Zu Besuch im Sentigarten: Hansruedi, Daniela, Andrea, Edith, Gastgeberin Erika und Regula (von links). Bild: Manuela Knigge

An einem Samstag Mitte Oktober machten sechs Mitglieder der Gruppe Urban Gardening einen kleinen Ausflug. Wir besuchten den Sentigarten direkt bei der Talstation der Gütschbahn, mitten in der Stadt Luzern. Was wir dort vorfanden, war inspirierend. Die Gartensaison neigt sich zwar dem Ende zu. Aber noch duftet Maggikraut in einem der rund ein Dutzend Hochbeete, die letzten Kapuzinerblüten leuchten orange, ein Auberginenstrauch ragt fast zwei Meter in die Höhe – zuoberst hängt ein unverkennbares, schwarzes Zeichen, dass er im Sommer Früchte getragen hat. Der Anblick dieser kleinen, grünen Oase im Untergrund macht Lust, es selber zu versuchen.

Aber wie stehen überhaupt die Zeichen für das Urban Gardening-Projekt im Himmelrich? Klar, versuchen können wir es, das haben die Leute von der ABL uns versprochen – wir könnten  bei ihr sogar Hochbeete bestellen. Das Formular liegt bereit. Und eine Gruppe im Himmelrich 1 hat bereits einige Saisons Erfahrung mit Urban Gardening. Was uns Jesus Turiño noch kurz vor seinem Abgang arüber erzählte, dämpfte unseren Enthusiasmus aber ein bisschen. Die Botschaft lautete: Es ist nicht einfach. Gemüse werde oft nicht von jenen geerntet, die sie auch angepflanzt hätten – sondern von unbekannten Fremden. Was den Innenhof von Himmelrich 3 betrifft, stellt sich ein weiteres Problem: Der Platz ist knapp. Die Bauminseln in der Mitte werden von Profis bepflanzt – oder sind bereits für andere Nutzungen vorgesehen. Die Zufahrten müssen frei sein – und auch der relativ grosse Platz vor dem Gemeinschaftsraum soll leer bleiben: als Kinderspielplatz, für Festzelte – oder damit man während der Fussball-WM zum Beispiel eine Leinwand aufstellen kann. Es gäbe da die eine oder andere freie Ecke. Doch wie Andrea von unserer Gruppe es richtig sagte: „Diese Ecken bekommen eher wenig Sonnenlicht.“

Aber Erika Bütler vom Sentigarten beruhigte uns diesbezüglich: „Hier haben wir auch nicht extrem viel Licht – und es wächst trotzdem.“ Ausserdem gaben sie uns sehr viele Tipps. Der Sentigarten existiert seit fünf Jahren und ist ein Projekt des Arbeitslostreffs im Senti-Treff. Etwa acht Personen arbeiten mit. „Wir machen regelmässige Sitzungen, um die Arbeit zu verteilen.“ Erika erklärt, wie so ein Hochbeet aussehen sollte, wo Werkzeuge am besten aufbewahrt werden – und dass die Senti-Gartengruppe darauf achtet, dass in den Beeten zu ähnlichen Teilen Gemüse und Blumen wachsen – und Kräuter. Sie weist auf ungewöhnliche Pflanzen hin, etwa auf jenen Strauch, der an einigen Blattansätzen purpurrot leuchtet. „Das ist Baumspinat“, sagt sie. Man sollte ihn ernten, bevor er blüht. Man kann ihn auch essen.“ Sie weiss auch, dass Urban Gardeners nötigenfalls Hilfe von der Stadtgärtnerei bekommen.

Wir bestaunen die Pflänzchen im Sentigarten, stellen Fragen – und als wir gehen, wissen wir: Wir wollen es versuchen.

30. Oktober 2019
Daniela Bühler