Nebelfeucht

Nebelfeucht

Wir lieben unseren Parkett! Er ist so neu, so perfekt, er glänzt so wunderbar. Aber er macht mich fast wahnsinnig: Wie schaffe ich es bloss, dass er so bleibt? Wie soll ich ihn reinigen?

Unser Riemenparkett Eiche matt lackiert. Foto: Daniel Misteli

Als ich Verwalter Heller fragte, sagte er: «Auf keinen Fall mit Putzmittel! Sie dürfen ihn nur nebelfeucht aufnehmen. Und ab und zu – aber wirklich nur ein- bis zweimal im Jahr – mit einem besonderen Mittel pflegen.» «Nebelfeucht». Ich war mir nicht sicher, was das heissen soll. Aber das Wort erinnerte mich an meinen Freund Martin, mit dem ich in jungen Jahren ausgedehnte Velotouren unternahm. Manchmal regnete es. «Es schifft!» jammerte ich von hinten. Er streckte vorne die Hände gen Himmel, strampelte, strahlte und sagte: «Es tuet nor e chli näbelnetze.» Er wollte mir damit sagen, dass es keineswegs schiffte, überhaupt nicht nass, nein, nicht einmal richtig feucht war, und dass ich nicht so ein Theater machen solle. Das Wort «Nebelnetzen» wurde ein running gag zwischen uns. Seither weiss ich: «Nebelnass» und demnach wohl auch «nebelfeucht» sind sehr relative Begriffe.

Trotzdem befragte ich noch das Internet. Das sollte man nicht tun. Das Internet erzählt einem ja schreckliche Dinge. Hat man einen Husten, könnte man, glaubt man Doktor Google, womöglich eine chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD) haben. Soll man einen Boden nebelfeucht aufnehmen, so heisst das: Man sollte einen weichen Putzlappen gut auswringen, ihn dann noch in einem zweiten weichen Putzlappen auswringen und dann beide Putzlappen zum Reinigen brauchen (t-online.de). Naja, da reichen zwei Putzlappen vielleicht für die Küche. Danach braucht man einen dritten, noch trockenen weichen Lappen, für die ganze Wohnung wohl an ein Dutzend weiche Putzlappen. Wo soll man die dann aufhängen, wenn man fertig ist?

Das Sprichwort sagt: «Man kann den Pelz nicht waschen, ohne ihn nass zu machen.» Aber den Parkett? Kann man den vielleicht putzen, ohne ihn nass zu machen?

Nachbarin R. sieht das nicht so eng. «Nebelfeucht», sagt sie, das heisse einfach: «Du dafsch ned götschle.» Da bin ich erleichtert. Was sie unter «götschle» versteht, weiss ich genau. Den Lappen gut auswringen, kein Wasser verschütten. Das ist ok. Ich habe keinen Putzfimmel. Ich will einfach, dass der Parkett schön bleibt.

Ich müsste jemanden kennenlernen, der ein Fluggerät erfindet, mit dem man durch die Wohnung schweben kann. Ein mit Dampf betriebenes Gerät vielleicht, eins, mit dem man wie einst Daniel Düsentrieb durch die Wohnung jagt, und das dabei kleine Dampfwolken ausstösst. Dampf?! Um Himmels Willen! Dampf bedeutet doch Feuchtigkeit, womöglich  Nässe!

Nein, das geht gar nicht.

26. August 2019
Daniela Bühler