Nebelfeucht
Wir lieben unseren Parkett! Er ist so neu, so perfekt, er glänzt so wunderbar. Aber er macht mich fast wahnsinnig: Wie schaffe ich es bloss, dass er so bleibt? Wie soll ich ihn reinigen?
Als ich Verwalter Heller fragte, sagte er: «Auf keinen Fall mit Putzmittel! Sie dürfen ihn nur nebelfeucht aufnehmen. Und ab und zu – aber wirklich nur ein- bis zweimal im Jahr – mit einem besonderen Mittel pflegen.» «Nebelfeucht». Ich war mir nicht sicher, was das heissen soll. Aber das Wort erinnerte mich an meinen Freund Martin, mit dem ich in jungen Jahren ausgedehnte Velotouren unternahm. Manchmal regnete es. «Es schifft!» jammerte ich von hinten. Er streckte vorne die Hände gen Himmel, strampelte, strahlte und sagte: «Es tuet nor e chli näbelnetze.» Er wollte mir damit sagen, dass es keineswegs schiffte, überhaupt nicht nass, nein, nicht einmal richtig feucht war, und dass ich nicht so ein Theater machen solle. Das Wort «Nebelnetzen» wurde ein running gag zwischen uns. Seither weiss ich: «Nebelnass» und demnach wohl auch «nebelfeucht» sind sehr relative Begriffe.
Trotzdem befragte ich noch das Internet. Das sollte man nicht tun. Das Internet erzählt einem ja schreckliche Dinge. Hat man einen Husten, könnte man, glaubt man Doktor Google, womöglich eine chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD) haben. Soll man einen Boden nebelfeucht aufnehmen, so heisst das: Man sollte einen weichen Putzlappen gut auswringen, ihn dann noch in einem zweiten weichen Putzlappen auswringen und dann beide Putzlappen zum Reinigen brauchen (t-online.de). Naja, da reichen zwei Putzlappen vielleicht für die Küche. Danach braucht man einen dritten, noch trockenen weichen Lappen, für die ganze Wohnung wohl an ein Dutzend weiche Putzlappen. Wo soll man die dann aufhängen, wenn man fertig ist?
Das Sprichwort sagt: «Man kann den Pelz nicht waschen, ohne ihn nass zu machen.» Aber den Parkett? Kann man den vielleicht putzen, ohne ihn nass zu machen?
Nachbarin R. sieht das nicht so eng. «Nebelfeucht», sagt sie, das heisse einfach: «Du dafsch ned götschle.» Da bin ich erleichtert. Was sie unter «götschle» versteht, weiss ich genau. Den Lappen gut auswringen, kein Wasser verschütten. Das ist ok. Ich habe keinen Putzfimmel. Ich will einfach, dass der Parkett schön bleibt.
Ich müsste jemanden kennenlernen, der ein Fluggerät erfindet, mit dem man durch die Wohnung schweben kann. Ein mit Dampf betriebenes Gerät vielleicht, eins, mit dem man wie einst Daniel Düsentrieb durch die Wohnung jagt, und das dabei kleine Dampfwolken ausstösst. Dampf?! Um Himmels Willen! Dampf bedeutet doch Feuchtigkeit, womöglich Nässe!
Nein, das geht gar nicht.
Also, liebe Daniela, das mit dem “nebelfeucht” ist günstigstenfalls ein urbaner Mythos. Nebelfeucht gibt’s nämlich gar nicht. Wie soll man denn Nebel auf’s Parkett kriegen? Und selbst wenn, wie sollte der Nebel das Parkett wohl reinigen? Oder hast Du schon mal eine Straße gesehen, die nach einer vorüberziehenden Nebelschwade sauberer war als vorher? Schwachsinn!
Putzlappen gibt es nur trocken oder nass und bei nass gibt es noch diverse Abstufungen von klatschnass bis ausgewrungen, aber nebelfeucht ist gar nicht dabei. Nebelfeucht sagen immer nur irgendwelche Vermietermänner, die niemals selbst einen Boden gereinigt haben. Und einfach nicht wissen, dass es das gar nicht gibt.
Und das ist noch die wohlwollende Lesart. Die nicht so wohlwollende vermutet nämlich, dass die sehr wohl wissen, dass man gar nicht nebelfeucht putzen kann, sondern nur trocken (dann wird’s aber nicht sauber) oder feucht (dann wird’s sauber, hat aber nixx mit Nebel zu tun). Wenn dann nämlich nach 5 Jahren minimalste Wasserspuren auf dem Parkett sind, die sich auf Holz gar nicht vermeiden lassen, dann gucken die Vermietermänner streng und sagen: “Hmm … da haben Sie wohl nicht nebelfeucht geputzt, sondern – oh Schreck! – fahrlässigerweise einfach nur feucht! So ein Pech, jetzt ist die Kaution futsch!”
Und damit haben sie es nicht nur geschafft Dir ganz allein die komplette Verantwortung für die natürliche, altersbedingte Atropie Deines Bodenbelags aufzuhalsen. Oh, nein! Sie haben sogar jeden Ansatz von Aufbegehren, jeden Hauch von selbstbewusstem Widersprechen von vorneherein in Dir abgetötet, denn im Innersten Deines Herzens wirst Du immer wissen, wie sehr Du, trotz allen guten Willens, versagt hast beim Bestreben nebelfeucht zu putzen.
😂 Danke, liebe Helga! Sehr träfer Kommentar! Ans Ausziehen wollen wir mal noch nicht denken! Wir sind ja eben erst eingezogen.
Liebe Daniela
Als deine Nachbarin direkt über dir kann ich dir , ohne Garantie , meine Erfahrungen zum Thema nebelfeucht mitteilen.
Nach etlichen teuren Putzsystemen bin ich beim wohl eines der billigsten angelangt, nämlich bei miobrill. Ich will keine Werbung machen, aber soviel sei verraten, es handelt sich um eines der zwei grössten Einkaufsläden 😉
Aber damit alleine ist noch nicht nebelfeucht geputzt.
Ich wringe den Lappen so fest als möglich aus und putze zuerst Steinplatten in Bad und Reduits. Nun ist das Putzteil gerade so feucht, dass es den Parkett nebelfeucht pflegt. Bei geöffnetem Fenster ist er dann auch innert kürzester Zeit wieder trocken, dies zur Kontrolle.
Unser Parkett in Willisau hat auf diese Weise 17 Jahr wunderbar überlebt und dies wünsche ich mir auch für den wirklich sehr schönen Boden im Himmelrich3 😊
Liebe Barbara, herzlichen Dank! Das ist wirklich hilfreich. Ich gehe das bei nächster Gelegenheit mal auschecken im richtigen Geschäft 😉 Freut mich, dass Du den Blog liest.
Dieser Eintrag beweist, wie jung ihr seid. Als ich 1991 unser derzeitiges Heim renoviert habe, habe ich umgerechnet 5000€ für Küche und Wohnzimmer bezahlt. (Harte Eiche)
Ich war so stolz auf unseren Boden. Also unser Hund verstarb und wir einen neuen ins Haus nahmen, hat er den Boden ganz fürchterlich zerkratzt.
Wir könnten ihn abschleifen und versiegeln lassen. Aber es ist eine Ausgabe, die weit hinter anderen in der Priorität steht. Mittlerweile mag ich die Patine, die der Boden hat. (Meine Frau schätzt es weniger.)
Aber so eine Feinheit wie das Putzen mit Nebelfeuchte haben wir nie angestrebt 🙂
Viel Vergnügen im neuen Heim.
Lieber Hans, Deinen Kommentar habe ich heute auf dem Weg zur Stoos-Bahn gelesen. Hansruedi hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Du die kennst. War schön auf dem Berg, und ich habe nur ein einziges Mal ans Parkettputzen gedacht.
Natürlich wissen wir, dass Du gemessen an uns ein sehr lebenserfahrener Herr bist 😉 Trotzdem muss ich Dir jetzt kurz erklären, warum ich so sehr nach sauberem Parkett strebe: Erstens ist da der Wunsch, eine perfekte, neue Wohnung möglichst perfekt zu halten. Zweitens haben wir die Wohnung gemietet. Und da will man die Einrichtung nicht zu schnell abnützen. Sonst wird’s unter Umständen beim Ausziehen teuer und auch etwas beschämend für Hausfrau und -mann, die ihren Haushalt nicht im Griff hatten.
Habe mich übrigens sehr über Deinen Kommentar gefreut. Schön, Dich wieder mal zu lesen. Wir kommen übrigens Ende Monat nach Wien. Bist Du dann in der Stadt?
Leider bin ich trotz meiner Geh-Einschränkung gerade am Monatsende nicht in Wien, sondern in Belgrad, wo ich in einem Anfall geistiger Umnachtung oder Selbstüberschätzung ein Abstract eingereicht habe. Und jetzt ist das Paper akzeptiert und ich muss den Vortrag dort halten.
Aber wenn Ihr sonst einmal nach Wien kommt, kann ich jetzt schon ankündigen, dass ich am 9.11. bei den Kulturtagen im Hunyadi-Schloss aufspiele und im Februar dann noch einmal. Und Ende November/Anfang Dezember sollte mein Beethovenkonzert des heurigen Jahres stattfinden.
Nebelfeuchte gibt es irgendwie schon, sogar von Menschen gemacht (das ist ja im Moment in allen Fragen ziemlich ausschlaggebend! Es sind diese Vernebelelungsanlagen, die man v.a. für lange Warteschlagen (von Menschen) in der heissen We-lt ersonnen hat, vor allen Attraktionen in den USA (Disneyland, Universal-Studios etc.) vereinzelt auch in Griechenland. Aber für die Wohnung wäre das wohl genau das Falsche! Deshalb musste es gesagt sein, damit du nicht noch auf die Idee verfällst, eine solche Anlage einzurichten, weil der Name so verführerisch für dein Problem ist ……..
Wo denkst Du hin, lieber Silvio??!! Schon die Vorstellung, im Disneyland benebelt zu werden, nimmt mich wieder einmal sehr gegen das Disneyland ein. Dass die Griechen, die Hitze sonst ja sehr gelassen nehmen, so eine Unsitte übernommen haben, ist doch sehr bedenklich. Die menschgemachte Nebelfeuchtigkeit wird bei mir einzig und allein vom Putzlappen ausgehen, da kannst Du sicher sein. Übrigens: Falls Du vorhaben solltest, am 7. September (grosses Eröffnungsfest) einen Blick in die Siedlung zu werfen, schick mir unbedingt ein SMS. Dann lade ich Dich zu uns zu einem Kaffee ein, damit Du Dich überzeugen kannst, dass ich keine Bedampfungsmaschine im petto habe.
👍🏻die Nebelfeuchte beim Parkettputzen ist ja nicht ganz ernst zu nehmen. Trotzdem-soeben konnten wir unsere Eigentumswohnung vermieten, was bei den vielen leerstehenden Wohnung in unserem vorher bewohnten Städtchen nicht ganz einfach war. Vielleicht eben gerade des gut erhaltenen Parketts wegen😉
In der Tat kann man das mit der “Nebelfeuchte” nicht ganz ernst nehmen 😉 Deinen Putzsystem-Tipp habe ich übrigens schon mal auf dem Netz angeschaut. Das sehr vernünftig und in vielerlei Hinsicht unaufwändig aus, was ich beim Putzen schon mal sehr schätze.
Freut mich, dass Ihr Mieter für Eure Wohnung gefunden habt! Sehr gut möglich, dass es auch am schönen Boden lag. Der Eindruck, den ein gepflegter Parkett auf die Erstbetrachter(innen) einer leeren Wohnung macht, ist nicht zu unterschätzen, das weiss ich aus eigener Erfahrung.