Finde die 7 Unterschiede!

Finde die 7 Unterschiede!

Wer kennt sie nicht, die meist gezeichneten, manchmal amüsanten Doppelbilder, die sich nur in wenigen Details unterscheiden und mit Aufforderung versehen sind, die Unterschiede zu suchen? Zentralplus hat kürzlich etwas Ähnliches gemacht: Das Online-Magazin hat die Projekt-Visualisierung der Claridenstrasse mit der Realität verglichen und sich gefragt, ob die Architekten der abl zu viel versprochen haben.

Claridenstrasse: Vergleich von Visualisierung und Realität auf zentralplus

Das Blaue vom Himmel

Das Online-Magazin zentralplus hat zum Jahresende die Visualisierungen von fünf Grossprojekten in der Region Luzern analysiert und sich gefragt: «Haben die Architekten übertrieben?» In der Einleitung zum Artikel schreibt Konstantin Kreibich von zentralplus:

«Visualisierungen wecken Sehnsüchte nach einer Welt, in der immer Sommer ist. Einer Stadt, deren Bewohner stets gut gekleidet und glücklich sind. Und unter Bäumen wandeln, die immer blühen. Sie stehen am Anfang jedes Grossprojekts und sind die Visitenkarte der Planer. Mit Visualisierungen gewinnen Architekten Ausschreibungen und die Gunst der Stimmbürger.»

Auch auf der Visualisierung der abl-Architekten Enzmann und Fischer ist die Claridenstrasse in ein frühsommerlich mildes Licht getaucht. Aufgrund des Sonnenstands und der Bekleidung der Passant:innen ist es Vormittag mit angenehmen Temperaturen. In der Vision ist der Himmel über dem Himmelrich 3 hellblau — womöglich ist etwas Saharastaub in der Luft. Und das Bild verspricht Weite: Vom Ende der Claridenstrasse ist es nicht mehr weit an den Strand…

Haben uns die Architekten das Blaue vom Himmel versprochen?

Visualisierung vs. Realität: Fünf Grossprojekte getestet

Im Artikel vom 27.12.2023 vergleicht zentralplus Visualisierung und Realität von Kriens Mattenhof, Himmelrich 3, Mall of Switzerland, Uni Luzern und KKL.

Himmelrich 3: Projekt-Visualisierung der Claridenstrasse
Himmelrich 3: Vergleichsbild von zentralplus
Himmelrich 3: Mein Vergleichsbild vom 8.1.2024

Der Boden der Realität

Kann sein, dass die Vergleichsbilder etwas unfair sind: Aufgenommen in der nasskalten Winterzeit vermitteln sie logischerweise eine weniger freundliche Atmosphäre als die Projekt-Promobilder. Beim abendlichen Bild von zentralplus kommt immerhin etwas Adventsstimmung rüber. Abgesehen von Jahres- und Tageszeit stellt das Online-Magazin noch andere Unterschiede fest:

«An einem nassgrauen Abend im Dezember fällt der eine oder andere Unterschied auf. Nicht nur wegen des Wetters, auch baulich unterscheidet sich die Visualisierung von der Realität. Da wäre zum Beispiel das Kiesbett, das neu dazugekommen sein muss. Und das Ende der Strasse verspricht einen Weitblick, der in Wahrheit nicht vorhanden ist. Grundlegend ist aber auch hier die Stossrichtung korrekt – auch wenn die Bäume noch wachsen müssen.»

Die Perspektive meines Vergleichsbilds, das ich im Januar am Nachmittag um 15 Uhr aufgenommen habe, ist mit der Visualisierung der abl-Architekten besser vergleichbar als das Bild von zentralplus. Aber der Vergleich fällt noch etwas brutaler aus: noch weniger Passant:innen und die warme Adventsstimmung ist auch weg. Von den beleuchteten Denner-Schaufenstern abgesehen, ist das Januar-Grau vorherrschend. Auch auf meinem Bild wirken die Himmelrich-1-Häuser an der Bleicherstrasse wie eine Riegel, der die Claridenstrasse abschliesst — keine Weite am Ende der Strasse…

Ein wesentlicher Unterschied geht beim zentralplus-Bild unter: die andere Nutzung des Ladens in der Denner-Ecke. Während die abl gemäss zentralplus «Keine Massenware, lokal und regional, frisch und saisonal, innovativ, modern, freundlich und anziehend, keinesfalls Nullachtfünfzehn.» als Vision für unsere Gewerbemeile anstrebte, ist es tatsächlich ein hundskommuner Denner geworden. Nichts gegen den Denner — auch ich kaufe im «Quartierladen» ein — aber so chic wie das Modegeschäft in der Visualisierung ist der Discounter um die Ecke definitiv nicht.

Wer findet noch mehr Unterschiede?

Juxtapose

Die Herstellung von Vergleichsbildern ist wirklich simpel.

14. Januar 2024
Hansruedi Hitz