Enzmann Fischer breiten sich aus

Enzmann Fischer breiten sich aus

Der Architekt und Kolumnist Gerold Kunz hat sich im Architekturforum Zürich die Werkspräsentation der Architekten des Himmelrich 3 angeschaut und erklärt, warum sie auch für Himmelrich 3-Kenner:innen interessant ist.

«Enzmann Fischer — Panorama» heisst die Carte-Blanche-Ausstellung im Architekturforum Zürich, die chronologisch etwa 50 Wettbewerbsprojekte des Architekturbüros präsentiert.

Die sozialen Medien verkünden Halbzeit. Die Ausstellung gehe in die Verlängerung. Gemeint ist die Werkpräsentation der Zürcher Enzmann Fischer Architekten im Architekturforum Zürich, die noch bis am 23. April 2022 dauert. Zu sehen gibt es eine chronologisch geordnete Abfolge von Dokumenten, die in Zusammenhang mit dem Werk von Enzmann Fischer stehen. Die Architekten des Himmelrich 3 spannen einen dichten und reichhaltigen Bogen von den Anfängen der Bürogründung bis in die Gegenwart.

Darin darf Himmelrich 3 nicht fehlen. Dieses für Luzern bedeutende Städtebauprojekt ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen. Das Resultat hat zu einem radikalen Stadtumbau geführt. Die Zeilenbauten der 1930er Jahre wurden durch eine Blockrandbebauung im Stil der Jahrhundertwende ersetzt. Dieser Rückgriff auf die Vergangenheit bestimmt nicht nur den Städtebau, sondern auch die Fassadengestaltung. Die Wohnungen hingegen, wie mir ein Besuch bestätigte, sind modern.

Architekturforum Zürich

Die Ausstellung zum Werk der Enzmann Fischer Architekten im Architekturforum Zürich ist noch bis am 23. April 2022 zu sehen.

 

Enzmann Fischer und Partner

Architekturbüro in Zürich

Google Earth vom 30.6.2015 und 9.5.2021 — Die beiden Satellitenbilder zeigen: Die Zeilenbauten aus den 30er Jahren von Werner Dolder verfügten über mehr Grünfläche als das neue Himmelrich 3 von Enzmann Fischer (am unteren Bildrand die Baustelle der zweiten Etappe).

Modern galten in der Zwischenkriegszeit die Zeilenbauten. Erfahrungen mit den Mietskasernen in den Grossstädten im Nacken, sollte die Stadt mit einer Architektur gesunden, die Licht und Luft und Sonne einfängt. Massgebend für diese Wende war in Luzern der Architekt Armin Meili, Erbauer des legendären Kunst- und Kongresshauses am Standort des heutige Nouvelbaus, des Landungsstegs 2, der Kaserne Allmend und der in Zusammenhang mit den Aktivitäten der Familie Eichwäldli bekannt gewordenen Soldatenstube. Alle diese Bauten sind in den Jahren entstanden, als Meili einen Stadtbauplan für Luzern entwickelte, der zu den Zeilenbauten im Himmelrich führte.

Armin Meili

auf Wikipedia

Armin Meilis Bebauungsplan von 1929

Meilis Pläne sind auch Gegenstand der Ausstellung in Zürich. Als Grundlage für den Wettbewerb haben die Luzerner hummburkart Architekten in einer Machbarkeitsstudie die historischen Pläne aufbereitet. Wer sich also ein Bild der Stadt Luzern um 1930 machen will, muss nach Zürich fahren. In Luzern wurden die Spuren mit Himmelrich 3 gelöscht. Vielleicht animiert der Besuch der Ausstellung und der darin präsentierte Rückblick auf die Meili-Planung die Eigentümerin, mit einer Info-Tafel an die Aufbruchstimmung im Luzern der Zwischenkriegszeit zu erinnern.

Enzmann Fischer „röntgen“ ihr kürzlich fertiggestelltes Projekt Zollhaus und geben Einblick in zweistöckige Hallenwohnungen, die von den Bewohner:innen selber ausgebaut wurden.

Für Bewohnerinnen und Bewohner von Himmerlrich 3 lohnt sich der Besuch der Ausstellung  in jedem Fall. Die Suche nach dem eigenen Haus im dichten Teppich der Projekte lässt das umfangreiche Werk der Architekten erahnen. Und der Besuch des Zollhauses, in welchem die Ausstellung präsentiert wird und ebenfalls von Enzmann Fischer stammt, offenbart eine Alternative zu Himmelrich 3: hier steht das Experiment und die Freude am Labor im Vordergrund. Nicht nur die Vielfalt an Wohnformen wirkt inspirierend, auch als Gegenüber der Europaallee vertritt das Zollhaus eine klare Position.

Dieses Architekturbüro prägt das Luzerner Stadtbild

Architektur-Blogbeitrag von Gerold Kunz auf zentralplus

 

Zum Autor:

Gerold Kunz ist Architekt, Architekturkolumnist bei Zentralplus und KARTON und war bis 2021 Denkmalpfleger des Kantons Nidwalden.

8. April 2022
Gerold Kunz