Die Spielplatzgestalter

Die Spielplatzgestalter

Die kenn‘ ich doch von früher, dachte ich mir, als ich letzthin den roten Firmenwagen der Motorsänger GmbH im Bleichergärtli stehen sah. 1995 hatten drei etwas verrückte, aber durchaus bodenständige Freunde im benachbarten Männedorf ein Unternehmen für allerlei Gestaltung gegründet – selber gestalten und bauen war und ist ihr Credo. Doch wie um Himmels Willen kommen die Typen mit dem poetischen Firmennamen zu einem Auftrag in Luzern?

Jonas Trudel (ganz rechts) und sein Team von der Motorsänger GmbH gestalten den neuen Spielplatz im Bleichergärtli

In den wilden Anfängen der Firma gestalteten die Motorsänger z.B. eine Unterteilung eines Altstadtplatzes in Rapperswil in Form mannshoher Buchstaben, die sich auswechseln lassen. FLAN IEREN oder SO EN CHAES hiess da mitten auf dem Platz. Die grossen, weissen Lettern sind mittlerweile nicht mehr aus Rapperswil wegzudenken. Oder sie bauten einen ausrangierten Bus der Verkehrsbetriebe Zürcher Oberland zu einem Partybus um. Und just for fun bastelten sie einen De Tomaso Pantera aus Sperrholz im Massstab 1:1 – Jahre später ging der hölzerne Sportwagen, der nie über die Autobahn bretterte, in einer Kunstaktion in Flammen auf:

Heute sind die Motorsänger darauf spezialisiert, etwas andere Kinderspielplätze zu gestalten. Ich habe Jonas Trudel, den Teamchef der Gruppe, die den neuen Spielplatz im Bleichergärtli aufbaut, gefragt, wie sie zu diesem Auftrag gekommen seien.

«Die Stadtgärtnerei, die in Luzern zuständig ist für die öffentlichen Kinderspielplätze, hat von den Landschaftsarchitekten Köpfli Partner verlangt, dass für die Spielplatzgestaltung ein Wettbewerb ausgeschrieben wird. Wir haben einen Vorschlag ausgearbeitet, die Ausschreibung gewonnen und diesen grösseren Auftrag bekommen. Der Bleichergärtli-Spielplatz gehört aber nicht zu den allergrössten Projekten, die wir im Laufe der Jahre realisiert haben.»

Speziell am neuen Spielplatz, der am 7. September eingeweiht wird, ist die behindertengerechte Gestaltung. Weil die Stiftung «Denk an mich» den Spielplatz mitfinanziert, bestehen z.B. die Fallschutzbereiche rund um die Spielgeräte nicht aus losem Material, sondern aus einem rollstuhlgängigen, weichen Kunststoff. Der neue Spielplatz gliedert sich in einen Balancierbereich mit Slackline, eine Kletterzone mit Türmen und Rutschen für die Grösseren und die Kleineren, einen Sandhaufen und einen Schaukelbereich mit verschiedenen Schaukelgeräten. «Bei der Konzeptentwicklung waren neben den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern mit der IG Bleichergärtli auch die Kinder aus dem Quartier beteiligt. Ihre Wünsche sind teilweise ins Projekt eingeflossen und werden nun umgesetzt», schreibt die Stadt Luzern in einer Medienmitteilung vom 3. April 2019.

Vor gut zwei Jahren lud die Stadt Kinder aus dem Neustadtquartier und dem Kinderparlament zu einem Planungsworkshop ein. Wie die Luzerner Zeitung vom 8. Juni 2017 schrieb, analysierten die jungen Planer und Planerinnen die Spielplätze in der Nachbarschaft und erstellten eine lange Wunschliste fürs Bleichergärtli. Zuoberst auf der Wunschliste stand eine lange Rutschbahn, auf den Plätzen zwei und drei folgten eine Skateanlage und Klettermöglichkeiten. «Eine tolle Sache, dass wir mitreden konnten», sagte der damals neunjährige Yves zum Journalisten. Ob ihm die Umsetzung des Planungsworkshops gefällt oder ob er immer noch von der im Bleichergärtli aus Platzgründen nicht realisierbaren Skateanlage träumt, werden wir wohl nie erfahren.

Schon in Betrieb: die feuerwehrroten Schaukeln

25. August 2019
Hansruedi Hitz