Weniger Gas von Putin

Weniger Gas von Putin

Seit die Russen die Ukraine überfallen haben, zeigt sich: Unsere Abhängigkeit von Putins Gas ist gefährlich und auch beschämend. Wie wir sie auch im Hi3 verringern können, erklärt Energieexperte Christian Frank – und gibt ein paar überraschende Tipps.

Das Gas, das wir im Himmelrich verbrauchen, stammt zu einem grossen Teil aus Russland (z.B. aus dem arktischen Gasfeld Bovanenkovo — Bild: energate.de) und hilft Putin, den Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren.

Energieministerin Simonetta Sommaruga fand am der Medienkonferenz vom vergangenen Freitag deutliche Worte: «Die Schweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten zu stark auf Importe von Öl und Gas verlassen. Gerade beim Gas, das ja häufig aus Russland kommt, zeigt sich nun, welche Risiken von solchen Abhängigkeiten ausgehen.» Tatsächlich deckt die Schweiz rund 15 Prozent ihres Energiebedarfes mit Gas. Etwas mehr als die Hälfte davon stammt aus Russland.  Das klingt nach relativ wenig – aber fehlt es, sind sehr viele Schweizer:innen direkt betroffen: Mit dem grössten Teil dieses Gases heizen wir hierzulande unsere Wohnungen und unser Warmwasser. In der Stadt Luzern haben heute sogar über 90 Prozent der Wohnungen eine Gas- oder Ölheizung.

Das Himmelrich 3 ist diesbezüglich eine Ausnahme: Uns hat die abl eine Wärmepumpe eingebaut. Seit März 2021 läuft sie und heizt Wohnungen mit Grundwasser direkt aus unserem Boden. Fein raus sind wir deswegen aber nicht. Laut einem Bericht im abl-Magazin vom Juli 2021 beträgt der Selbstversorgungsgrad im Himmelrich 3 ungefähr 90 Prozent. Christian Frank, der selbst an der Bundesstrasse 12 wohnt, formuliert es so: «Wenn es sehr kalt ist und der Verbrauch ansteigt, weil beispielsweise viele gleichzeitig ein heisses Bad nehmen, dann springt die Gasheizung an.» Beim Himmelrich 1 und 2 deckt die Wärmepumpe sogar nur 10 Prozent des Bedarfs.

Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt unter uns

abl-magazin 07/2021 über die Grundwasser-Wärmepumpe im Himmelrich

Christian Frank ist Energieberater bei der OekoWatt AG.

Daraus folgt: Wenn wir sparsam heizen, können wir unseren Beitrag an Putins Ukrainekrieg reduzieren. Nun ist das Wärmebedürfnis der Menschen unterschiedlich, den meisten reichen aber 21 Grad im Wohnzimmer aus. In den Schlafzimmern sind 19 oder 20 Grad optimal. Frank sagt: «Unglücklich ist es, wenn man die Temperatur über offene oder gekippte Fenster reguliert, anstatt die Heizung richtig einzustellen, zum Beispiel indem man die ganze Nacht lüftet, damit einem nicht zu heiss ist. Besser wäre eine tiefere Grundtemperatur in den Schlafzimmern und drei- bis fünfmal am Tag einminütiges Stosslüften.» Nun gibt es im Hi3 Wohnungen, in denen die Mietenden die Heizungsregler fast den ganzen Winter abgestellt haben – und trotzdem ist es fast immer 21 Grad oder noch wärmer. Woran liegt das? Können wir das ändern? Ich bin im Moment dabei, Abklärungen mir der abl zu treffen. Sie werden wohl Gegenstand eines weiteren Beitrags.

In gut wärmegedämmten Gebäuden wie dem Hi3 brauchen wir rund zwei Drittel der Wärmeenergie nicht für die Raumwärme, sondern fürs Warmwasser.

CHRISTIAN FRANK, ENERGIEEXPERTE

Mindestens ebenso wichtig ist es, heisses Wasser zu sparen. Denn, so Frank: «In gut wärmegedämmten Gebäuden wie dem Hi3 brauchen wir rund zwei Drittel der Wärmeenergie nicht für die Raumwärme, sondern fürs Warmwasser.» Also: nicht baden, sondern duschen, denn ein Vollbad verbraucht viel mehr heisses Wasser als eine Dusche. Und, so Frank: «Mit der Abwaschmaschine abwaschen, nicht von Hand – jedenfalls dann, wenn wir die Maschine füllen können.» Und: die Hände mit kaltem Wasser waschen.

Überraschend ist noch eine weitere Tatsache: Auch Strom sparen hilft. Denn gerade im Winter stammt ein Teil des Schweizer Stroms aus deutschen Gaskraftwerken, die zu einem beträchtlichen Teil mit russischem Gas betrieben werden. Wie das gehen kann: siehe Link im Seitenbalken.

Wenigstens einen Trost gibt es: Wenn wir unsere Gasabhängigkeit senken, schlagen wir gleich Fliegen mit einer Klappe. Wir werden nicht nur unabhängiger von Putin, sondern wir senken auch den Ausstoss von Treibhausgasen – das dient dem Klima. Es bleiben aber viele Fragen offen. Zum Beispiel: Schonen wir auch unser Portmonnee? Die Gaspreise sind ja schon im letzten Jahr markant gestiegen. Dass wir in den nächsten Wochen noch mit Gas heizen können, hat uns Frau Sommaruga versichert. Für die Versorgung im nächsten Winter hat sie vieles in die Wege geleitet. Aber vieles ist noch beängstigend ungewiss.

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Daniela Bühler