Unser Hof wird schwarz

Unser Hof wird schwarz

Der Klimawandel macht auch vor dem Himmelrich nicht Halt. Warum unser Innenhof trotzdem einen dunklen Belag bekommt.

Der Aspalt-Belag im Himmelrich 3 ist provisorisch. Bald kommt der definitive Deckbelag. Damit sind jedoch nicht alle glücklich.

Viele erinnern sich noch an den letzten Sommer: Bei teils 35 Grad am Schatten suchten wir ächzend die kühlsten Plätzchen in unseren neuen Wohnungen. Auch in der Nacht blieb es in den Schlafzimmern oft stickig heiss. Es ist halt so: Wir leben in der Stadt und geniessen die Vorteile einer zentralen Wohnlage. Der Nachteil ist: In Städten wird es heisser als auf dem Land, und als Folge des Klimawandels auch noch immer heisser. Steine und Asphalt speichern bei Sonnenschein die Hitze und geben sie in der Nacht ab wie ein Heizkörper. Für uns im Himmelrich besonders von Belang: Wo Grünflächen eher knapp sind, wird es besonders heiss. Und: Schwarzer Asphalt nimmt mehr Wärme auf als heller Bodenbelag.

Ab 18. Mai bekommt unser Innenhof nun seinen definitiven Asphalt-Belag – und der wird schwarz. Hi3-Bewohner und Ingenieur Christian Vögtli teilte der ABL am 19. April per E-Mail seine Bedenken mit. «Ich erachte dies als günstigsten und vielleicht letzten Zeitpunkt, den Entscheid für den schwarzen Endbelag zu revidieren und einen helle(re)n Belag einzusetzen», schrieb er der ABL. Mögliche Gegenargumente antizipierte er gleich: «Ich kenne ich die Mehrkosten eines hellen Belages nicht, doch müssten diese tragbar sein. Vielleicht sind einige Hi3-Bewohner gewillt, die Mehrkosten per Crowdfunding zu kompensieren – ich würde mithelfen, liesse die finanzielle Lage (oder das Budget) der ABL momentan den Einbau eines helleren Belags nicht zu. Technisch zumindest sehe ich die Sinnhaftigkeit oder gar die Notwendigkeit eindeutig und bestätigt.»

Die Antwort von Peter Bucher, Leiter Bau und Entwicklung bei der ABL, kam am 4. Mai. Das Wichtigste aus dem Brief in Kürze: Die ABL habe mehrere Alternativen zu schwarzem Asphalt sorgfältig geprüft. Die Alternativen seien allesamt teurer und weniger praktisch als schwarzer Asphalt. Man könnte den Platz etwa mit hellem Kies bestreuen – mit erheblichen Mehrkosten und mehr Verletzungsgefahr für spielende Kinder. Oder man könnte hellen Asphalt verwenden. Der wäre aber rund viermal so teuer wie schwarzer Asphalt, dazu umständlich und teuer im Unterhalt. Und er würde schneller dreckig. Asphalt auf Quarzitbasis (der Vorschlag von Christian Vögtli) sei grobkörniger als «normaler» Asphalt und helle erst auf, wenn die oberste Schicht abgetragen sei. Auf der Strasse gehe das schnell, weil Autos über ihn fahren. Bei uns im Innenhof aber könne das lange dauern.

Das enttäuschte Fazit von Christian Vögtli: «Das ist ja betriebswirtschaftlich alles nachvollziehbar. Aber das Geld ist wieder einmal der übliche Grund, etwas Sinnvolles nicht zu tun. Ich hoffe, dass bei steigendem Leidensdruck doch noch eine intelligente und praktikable Lösung zum Tragen kommt, so, wie einige Bahnunternehmen aktuell Geleise an kritischen stellen weiss einfärben.»

Unterdessen können wir alle einen kleinen Beitrag leisten, damit sich das Mikroklima im Innenhof ein wenig abkühlt: Begrünen wir unsere Balkone, sofern wir es noch nicht getan haben! Und auch das Urban Gardening wird dann ein wenig kühles Grün in den Hof bringen.

12. Mai 2020
Daniela Bühler