Nur die Ulme bleibt

Nur die Ulme bleibt

Wer im Himmelrich 3 einen Dachrundgang macht oder der Bundesstrasse entlang geht, sieht die neuen Baugespanne und stellt unschwer fest: Bald ist fertig mit Tanken, denn bald wird an der Bundesstrasse 5 gebaut. Doch wer baut? Und was?

Die Baugespanne künden es an: Bald ist hier ausgetankt und dann wird die Baulücke aufgefüllt mit einem Wohn- und Geschäftshaus, das sogar noch etwas höher wird als das graue Gebäude rechts — nur die Ulme bleibt.

Anfang Juli berichteten die Medien über das Bauprojekt an der Bundesstrasse 5 und tatsächlich: In der öffentlichen Planauflage der Stadt Luzern war vom 2. bis 21. Juli 2021 ein Baugesuch für den Abbruch der Tankstelle und den Neubau eines Wohn- und Geschäftsgebäudes einzusehen, eingereicht von der TRANSTERRA Immobilien AG in Luzern. Hinter der Firma steht Bruno Amberg vom gleichnamigen Luzerner Bauunternehmen, das auch am Himmelrich 3 mitbaut. Gemäss Zentralplus soll der Neubau an der Bundesstrasse acht Millionen Franken kosten.

Kaffeebar statt Tankstelle in der Stadt Luzern geplant

Bericht von zentralplus vom 4.7.2021

Kaffee geniessen statt Auto tanken im Obergrundquartier

Bericht der Luzerner Zeitung vom 5.7.2021

Auf dem Bild aus dem gewonnen Wettbewerb fügt sich das geplante Wohn- und Geschäftshaus an der Bundesstrasse noch fast nahtlos an den bestehenden Bleicherhof (rechts) an. Im eingereichten Baugesuch allerdings sind das Sockelgeschoss und auch der ganze Neubau um rund einen Meter höher als das Nachbarhaus. Links die Ulme, die hoffentlich die Bauerei überlebt. (Bild: www.haltercasagrande.ch)

Geplant wurde der Neubau von der Halter Casagrande Partner AG an der Obergrundstrasse in Luzern. Vorgesehen ist ein Wohn- und Geschäftshaus, das ähnlich wie seine Nachbarn aus einem Sockelgeschoss mit öffentlichen Nutzungen, einen fünfgeschossigen Mittelbau mit Wohnungen und einem Attikageschoss mit Dachterrassen besteht. Durch den Neubau erhalte die Gebäudezeile entlang der Bundesstrasse ihren städtebaulichen Abschluss, heisst es im Projektbeschrieb. Das Gebäude sei so situiert, dass die grosse Ulme zwar zurechtgestutzt werden muss, aber erhalten werden kann. Im Parterre sei eine Kaffeebar mit Aussenterrasse auf dem «Ulmenplatz» geplant, denn Kaffeebars seien ideale Treffpunkte des sozialen Austausches und würden das Quartier nachhaltig beleben. Angesichts der Tatsache, dass der Platz vor der Kaffeebar nicht halb so gross ist wie der gegenüber liegende Dennervorplatz und auch noch als Zufahrt zum Hof und zum Autolift genutzt wird, handelt es sich wohl eher um ein «Ulmenplätzli».

Halter Casagrande

Homepage des Architekturbüros, das den Neubau entworfen hat

Und so sieht das geplante Wohn- und Geschäftshaus von der Hofseite aus. Gut zu sehen sind die nach Westen ausgerichteten Balkone von 40 Wohnungen, die grösstenteils recht klein sind. Rechts die Quartierulme und dahinter die Dennerecke vom Himmelrich 3. (Bild: www.haltercasagrande.ch)

Gemäss Projektbeschrieb besteht das Wohnangebot aus einer grossen Anzahl an Kleinwohnungen, für die offenbar eine genügend grosse Nachfrage besteht. Von den geplanten 41 Wohnungen sind 25 grössere Studios und 10 kleinere Studios, die alle auf der Hofseite einen kleinen nach Westen orientierten Balkon besitzen. Die grösseren Wohnstudios sind durchgängig, sie reichen von der lärmigen Bundesstrasse bis zum ruhigeren Hof und besitzen in der Mitte des Grundrisses einen Küchen- und Sanitärkern. Fünf Studios im 5. Obergeschoss sind sogenannte Maisonette-Studios, die im Attikageschoss ein zusätzliches Zimmer und eine Dachterrasse haben. Interessant finde ich, dass vier Läden, Ateliers oder wie auch immer die Räume mit den grossen Schaufenstern im Parterre genutzt werden, sich mittels einer Wendeltreppe zu einer Atelierwohnung verbinden liessen. Komplettiert wird das Wohnangebot durch fünf 2½-Zimmerwohnungen in der südwestlichen Ecke zum „Ulmenplätzli“ und eine 3½- Zimmerwohnung mit grosszügiger Terrasse im Attikageschoss.

Für die Realisierung des Neubaus haben sich Bauherren und Architekten einen – wie ich finde – überaus sportlichen Terminplan vorgenommen:
– 2022 Januar: Baustelleneinrichtung, Start Rückbau
– 2022 Februar: Start Tiefbau
– 2022 Juni: Start Rohbauarbeit
– 2023 Mai: Abschluss Gebäudehülle
– 2023 März: Start Ausbauarbeiten
– 2023 Juni: Start Umgebungsarbeiten, Start Mieterausbau
– 2023 September: Kontrollen, Abnahmen, Übergabe
– 2023 Oktober: Bezug

Vorausgesetzt, dass es keine Einsprachen gegen das Bauprojekt gibt, soll die Bauerei an der Bundesstrasse also schon in einem halben Jahr beginnen…

21. Juli 2021
Hansruedi Hitz