Der grosse Abriss 2
«Abbruch-Honegger ist am Werk», bemerkten unsere Eltern, wenn wir Kinder wieder einmal lustvoll die zuvor sorgsam aufgetürmten Bauklötze umgestossen hatten. Doch Abbruch-Honegger gibt es schon lange nicht mehr. Alte Häuser werden heutzutage nicht mehr abgebrochen, sondern recycliert. Eine bebilderte Chronik des grossen Abriss.
Abbruchmethoden haben sich radikal verändert: Während früher die Abrissbirne zum Einsatz kam oder Gebäude kurzerhand gesprengt wurden, werden heute alte Häuser Stück für Stück abgetragen. Das abgebrochene Material wird auseinander genommen und sortiert. Wertstoffe werden recycliert. Bis zu 90% eines Gebäudes seien wiederverwertbar, schreibt die NZZ im Artikel Die Abrissbirne gehört zum alten Eisen, vorausgesetzt, man zerlege das Abbruchhaus sorgfältig und sortiere die Materialien vor Ort. Gut zu beobachten sind diese modernen Abbruchmethoden und das Recycling von Baustoffen auch an der Claridenstrasse.
Die Abrissbirne gehört zum alten Eisen
(NZZ vom 12.12.2018)







Keine Abriss ohne Entsorgungskonzept
Dass alte Häuser nicht einfach abgerissen, sondern recycliert werden müssen, ist eine Vorgabe des Bundes: «Bevor ein älteres Haus ersetzt wird,» schreibt die NZZ im bereits erwähnten Artikel, «ist deshalb gemäss Vorschriften des Bundes ein Entsorgungskonzept vorzulegen. Es muss eine qualifizierte Abklärung über mögliche Schadstoffe enthalten und aufzeigen, welche Materialien verwertbar sind.» Ich kenne das Entsorgungskonzept für die Claridenstrassenhäuser nicht, aber die Bilder zeigen, wie es umgesetzt wurde.
Wie gefrässig das orange Abbruchmonster ist, zeigt das Zeitraffer-Video von Daniel Misteli. Grossartig!






Urban Mining
Von 4’200’000 Tonnen Abfall, die jährlich im Kanton Zürich anfallen, stammen gemäss NZZ-Artikel 2’700’000 Tonnen oder zwei Drittel vom Bau. Von dieser recht grossen Menge an Bauabfällen werden 81% recycliert, 4% verbrannt und zur Enegiegewinnung genutzt. Die restlichen 15% sind nicht verwertbar und landen in kontrollierten Deponien. Angesichts von fast 2’200’000 Tonnen Baustoffen, die allein im Kanton Zürich mit Recycling von Bauabfällen gewonnen werden, wundert es nicht, dass der frühere SVP-Regierungsrat Markus Kägi feststellt: «Unsere Siedlungen sind riesige Rohstoffminen» (NZZ vom 12.12.2018). So gesehen, werden an der Claridenstrasse nicht nur alte Häuser abgebrochen, sondern im Rahmen von Urban Mining auch wertvolle Rohstoffe für künftige Bauten gewonnen.





Der nächste Akt
Während der erste Akt im Abbruch- und Neubaudrama an der Claridenstrasse noch nicht ganz zu Ende ist, hat am 15. April 2020 der zweite Akt schon begonnen: Die modernen Pfahlbauer von der Firma Kibag bohren Hunderte von Betonpfählen in den weichen Untergrund. Ab diesem Sommer werden darauf die Fundamente für die zweite Bauetappe des Himmelrich 3 gelegt. Im Vergleich zum Zeitplan, den ABL-Bauchef Bucher im letzten Oktober präsentierte (vgl. Bald fahren die Bagger auf), ist die Bauerei an der Claridenstrasse – grob geschätzt – zwei Monate im Verzug. Uns ist’s egal, denn wir geniessen die freie Sicht auf den Pilatus und sind gespannt, was uns demnächst in diesem Theater geboten wird.
[…] war der grosse Abriss vorbei und das orange Abbruch-Moster weg, begann an der Claridenstrasse die Zeit der Pfahlbauer. […]