Bald fahren die Bagger auf

Bald fahren die Bagger auf

Die Vorbereitungen für die zweite Bauetappe im Himmelrich 3 sind voll im Gang. Schon bald fahren die Bagger auf und reissen die Häuserzeile zwischen Claridenstrasse und Bahneinschnitt Stück für Stück nieder. Peter Bucher und Pascal Hodel von der abl informierten am 24. Oktober über die Details der kommenden Bauerei.

Der Gemeinschaftsraum war platschvoll. Alle wollten erfahren, wie das Vorgehen und der Zeitplan ist und was auf die AnwohnerInnen an der Claridenstrasse zukommt. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

Dieser Plan zeigt die Baustellenorganisation der zweiten Etappe (zum Vergrössern aufs Bild klicken!). Der geplante Neubau ist rosa dargestellt, die Baustellenzufahrt im Einbahnverkehr von der Bundesstrasse zur Bleicherstrasse ist schraffiert und dicke blau-weisse Linien markieren die Bauzäune.

Baustellenorganisation

An der Wand hing ein grosser Plan, der zeigte, wie die künftige Baustelle organisiert wird. Wie Peter Bucher, Leiter der Bau- und Entwicklungsabteilung der abl, erläuterte, wird die Claridenstrasse der Länge nach zweigeteilt. Während der fertiggestellte, nördliche Teil als Zugang zu den Häusern Claridenstrasse 2, 4, 6 und 6a dient, wird der bahnseitige, südliche Teil als Baustellenzufahrt genutzt und zwar im Einbahnverkehr von der Bundesstrasse her zur Bleicherstrasse. Hier werden die Lastwagen durchfahren, die zuerst den Schutt der abgerissenen Häuser Claridenstrasse 1 bis 6 abtransportieren, dann das Material für den Neubau anliefern. Der Bauzaun, der die Claridenstrasse zweiteilt, wird hinter den fünf Betonvierecken, die mit Bäumen bepflanzt werden, zu stehen kommen. Bei der «Dennerecke» vom Himmelrich 3 führt die Baustellenzufahrt durch ein von Security-Leuten kontrolliertes Tor — für die BewohnerInnen von Claridenstrasse 7 und 8 bleibt ein schmaler Zugang zwischen Häusern und Baustellenzufahrt offen.

Der Abriss erfolgt von der Bleicherstrasse her. Die alten Claridenstrassenhäuser werden Stück für Stück abgetragen. Sobald die die Nummer 6 dem Erdboden gleichgemacht ist, beginnt der Bagger mit dem Aushub der Baugrube. Er wird sich rückwärts Richtung Bleicherstrasse arbeiten. Die Baugrube, die zwischen Claridenstrasse und Bahneinschnitt entsteht, wird lang, schmal und zwei Geschosse tief sein. Eine Rampe wird von der Bleicherstrasse her in die Baugrube hinabführen.

Für den Bau werden zwei Baukräne aufgestellt, die in etwa beim ersten und dritten Betonviereck (von der Bleicherstrasse her gezählt) zu stehen kommen. Sie werden auf Jochbögen, zwei Stahlkonstruktionen über der Baustellenzufahrt, aufgestellt, so dass die Lastwagen und Baumaschinen untendurch fahren können.

Die Vorbereitungsarbeiten für die 2. Etappe laufen. Hier wird der Betondeckel der Tiefgarage, die aus den 90er Jahren stammt, verstärkt, so dass statt 16-Tönnern auch 28-Tönner drüberfahren können. Bald fahren Lastwagen von rechts nach links durchs Bild.

Zeitplan

Vorab eine Warnung: Aufgrund von Witterungsbedingungen und unvorhergesehenen Schwierigkeiten können sich Verzögerungen ergeben, die nicht mehr aufzuholen sind. Deshalb ist dieser Zeitplan nicht in Beton gemeisselt und gegen das Bauende hin immer unsicherer.

  • November 19: Die Vorbereitungsarbeiten laufen: Aus den Abbruchhäusern werden asbesthaltige Materialien entfernt. Ausserdem wird der Betondeckel der bestehenden Tiefgarage, die in den 90er Jahren erstellt wurde, so verstärkt, dass nicht nur 16-Tönner, sondern auch 28-Tönner drüberfahren können. Die gute Nachricht: Gemäss Bauchef Bucher ist die grösste Lärmemission schon vorbei. Hoffen wir’s, denn das Aufrauen des alten Betondeckels mit Wasserhochdruck erzeugte im Oktober einen infernialischen Lärm.
  • November 19 – Februar 20: Der Bagger wird von den Abbruchhäusern Stück für Stück herausbeissen, was zwar lärmig und staubig sein wird, aber Lärm und Staub seien bei dieser Abrissmethode geringer, als wenn man die Häuser mit der Abrissbirne abbrechen oder gar sprengen würde. Das beim Abbruch anfallende Baumaterial werde sorgsam getrennt entsorgt oder gar recykliert. Wie oben erwähnt, werden die Häuser 1 bis 6 zuerst bodeneben abgebrochen, dann erfolgt der Aushub der Baugrube bis ins 2. UG. Die Tiefgarage wird zwar nicht bis unter die Häuser der 2. Etappe erweitert, aber die abl will Zugänge von den neuen Häusern ins 1. und 2. UG der Tiefgarage bauen.
  • Februar – April 20: Weil es sich um einen extrem schwierigen Baugrund handelt, werden 500 Bohrpfähle in den Untergrund gebohrt (nicht gerammt!). Diese 15 bis 25 Meter langen Pfähle werden später einmal den Neubau tragen.
  • April 20 – März 21: Der Neubau wird hochgezogen, von hinten, der ehemaligen Nummer 6, nach vorne. Zuletzt wird also die Claridenstrasse 1 auferstehen…
  • April – Dezember 21: Es folgen neun Monate Innenausbau.
  • Erstes Halbjahr 22: Unter Vorbehalt, dass dieser Zeitplan eingehalten wird, werden die Häuser der zweiten Bauetappe Anfang 2022 fertig sein und im ersten Halbjahr bezogen werden können.

Zwei grosse Knacknüsse

Die Bauleitung der zweiten Etappe muss zwei grosse Probleme lösen:

Wird der Bahnverkehr im Einschnitt gestört, hat das Auswirkungen bis nach Genf und kann schnell einmal Millionen kosten, denn durch dieses Nadelöhr verkehren täglich über 500 Züge. Deshalb muss die Bahnlinie gegen runterfallendes Material geschützt werden.  Überdies muss alles auf der Baustelle geerdet werden, weil ein Kontakt mit den Starkstrom führenden Oberleitungen fatale Folgen hat. Naheliegende Problemlösung wäre eine Überdeckung des Bahneinschnitts zwischen Bleicherstrasse und Bundesstrasse, was aber gemäss Bauchef Bucher 10 Mio. kosten würde.

Sondierungen haben ergeben, dass das Haus an der Claridenstrasse 7 (das der CSS gehört und stehen bleibt) keine eigene Seitenwand hat. Das heisst: Die Trennwand zwischen den Nummern 6 und 7 muss stehen bleiben – sonst wird die Nummer 7 zum lebensgrossen Puppenhaus. Um die Hauswand aufrecht zu erhalten, werden waagrechte Stahlträger eingezogen, die die Trennwand stabilisieren und stützen. Diese Arbeiten können nur nachts ausgeführt werden, wenn auf der SBB-Linie keine Züge fahren. Es wird also zwei, drei Nächte lang richtig viel los sein an der Claridenstrasse. Sobald das neue Gebäude steht, stützt es die Trennwand zur Nummer 7 und die stützenden Stahlträger können wieder entfernt werden. Bauchef Bucher hofft, dass es dafür nicht noch einmal eine Nachtübung braucht…

Und so soll die Claridenstrasse nach Abschluss der Bauarbeiten aussehen: Links, immer noch fiktiv, die Häuser der zweiten Bauetappe, rechts, bereits realisiert, die dreieckige Hofrandbebauung der ersten Etappe. In Realität heisst das Restaurant Park jetzt Café und Restaurant Petrus. Bild: abl, www.himmelrich3.ch

Was entsteht?

Der Gebäuderiegel, der zwischen Claridenstrasse und Bahneinschnitt entsteht, die zweite Etappe vom Himmelrich 3, bietet Platz für ein Ladengeschoss und 60 bis 65 Wohnungen. Er wird ähnlich gross sein und ähnliche Masse aufweisen wie die Abbruchhäuser an der Claridenstrasse 1 bis 6. Die Fassade wird derjenigen der 1. Etappe gleichen, so dass die Claridenstrasse 2, 4 und 6 ein Gegenüber erhalten. Die neuen Häuser erhalten allerdings keine Dachterrasse, sondern ein Giebeldach. Zur Nutzung des Ladengeschosses kann Peter Bucher nur wenig sagen, ausser dass da – good News für junge Familien – ein Kindergarten entstehen soll.

Fragen und Antworten

Nach der Präsentation von Bauchef Bucher, dem das feu sacré fürs Häuserbauen gut anzumerken war, gab es Gelegenheit für Fragen und Anmerkungen. Ob die anstehende Revision der Bau- und Zonenordnung der Stadt Luzern zu Verzögerungen führen könne, wollte jemand wissen. Bucher gab sich zuversichtlich, die Anpassungen an die künftige BZO seien aufgegleist und würden demnächst in Kraft treten.

Wann ist die 1. Etappe fertig sei, war eine Frage, die vielen unter den Nägeln brannte. Bucher wollte sich nicht auf die Äste hinaus lassen, er hoffe aber Ende Jahr. Bei der Fassadenverkleidung des Ladengeschosses sei es zu Verzögerungen gekommen, weil das ursprünglich vorgesehene System sich als viel teurer herausgestellt habe als budgetiert. Die dunklen Metallprofile müssten überdies in Handarbeit an die Fassade angepasst werden.

Da das Aufrauen des Betondeckels der Tiefgarage so infernalisch laut war, kam der Wunsch auf, die abl solle frühzeitig über ausserordentliche Emissionen und über Nachtarbeiten informieren, so dass sich die betroffenen MieterInnen sich darauf einstellen können. Bucher gelobte Besserung und meinte, die Immissionen würden im Lauf der Bauarbeiten bis März 21 sukzessive abnehmen. Hoffen wir, dass dem so ist!

10. November 2019
Hansruedi Hitz